Friedrich Ebert – Der Weg zur Demokratie

Das strategische Point-and-Click Spiel Friedrich Ebert- Der Weg zur Demokratie thematisiert den politischen Lebensweg des SPD-Politikers und Reichspräsidenten der Weimarer Republik Friedrich Ebert zwischen den Jahren 1900 und 1925. Den Spieler*innen obliegt es durch das strategische Abarbeiten von Korrespondenzen und damit verbundenen politischen Entscheidungen an Eberts Stelle Balance zwischen verschiedenen (politischen) Interessensgruppen herzustellen und Radikalisierungsprozessen in der Bevölkerung entgegenzuwirken.

Allgemeine Infos

  • Entwickler: Playing History (Deutschland)
  • Publisher: Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Genre: Point-and-click, Serious Game, Strategy
  • Thema: Kolonialismus, Politische Radikalisierung, Wirtschaft
  • Zugänglichkeit: Kostenlos, Lehrmaterial vorhanden
  • Vermittlungspotenzial Hoch
  • Zeitaufwand Gering
  • Komplexität Mittel
Erklärungen zur Bewertung

Trailer

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Erinnerungskulturelle Einordnung

Autor: Ron Heckler

Ron Heckler ist als Bildungsreferent bei der Deutschen Gesellschaft e. V. im Bereich Politik und Geschichte tätig. Daneben forscht er zum gesellschaftlichen Wirken digitaler Spiele – insbesondere solchen mit historischen Inhalten.

Das Spiel Friedrich Ebert – Der Weg zur Demokratie thematisiert den (politischen) Lebensweg der titelgebenden historischen Persönlichkeit Friedrich Ebert, SPD-Politiker und Reichspräsident der Weimarer Republik. Das Spiel beginnt dabei zeitlich mit dem Jahr 1900 und endet mit Eberts Tod im Jahr 1925. Das Spiel ist in vier Kapitel unterteilt: „Das Kaiserreich“, „Der Erste Weltkrieg“, „Die Revolution“ und „Die Weimarer Republik“. Es handelt sich auf spielmechanischer Ebene um ein digitales Point-and-Click-Kartenspiel mit einzelnen Strategieelementen. Die Spieler*innen öffnen nach und nach Briefumschläge, in denen sich Ereigniskarten befinden. Die Karten können ausgespielt werden, womit auch die jeweiligen historischen Ereignisse ausgelöst werden. Die ausgespielten Karten sind jeweils einer Gesellschaftsgruppe, wie beispielsweise den SPD-Parteimitgliedern oder der allgemeinen Bevölkerung, zugeordnet. Die ausgespielten Ereignisse haben negative oder positive Auswirkungen auf die unterschiedlichen Gruppen. Die Karten geben den Spieler*innen zudem Marken, die entweder zum Erfüllen des jeweiligen Rundenziels, zur Minderung der Spannungen einer der Gruppen oder zum Zurücklegen eines Briefes bzw. Ereignisses auf den Korrespondenzen-Stapel eingesetzt werden können. Das Ziel des Spiels ist es, eine Balance zwischen den einzelnen Gruppierungen aufrecht zu erhalten, während man in der Zeit weiter voranschreitet.

Video-Kurzreview

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Erinnerungskulturelle Bedeutung

In Friedrich Ebert – Der Weg zur Demokratie verfolgen die Spieler*innen mit Hilfe des Spiels die zentralen Etappen des (politischen) Lebens von Friedrich Ebert. Damit setzt sich das Spiel mit einer für die deutsche und europäische Geschichte prägenden Zeit auseinander: der Entwicklung des Deutschen Reichs vom Kaiserreich zur Demokratie bis hin zu den ersten Anzeichen der NS-Diktatur.

Das Spiel ist mit den gezeigten Inhalten gleich in zweierlei Hinsicht bedeutsam: einerseits widmet es sich einem historischen Zeitabschnitt, der im Vergleich zu den Geschehnissen des Zweiten Weltkriegs, der Antike oder auch dem Mittelalter als historisches Setting in digitalen Spielen unterrepräsentiert ist. Anderseits werden zentrale Ereignisse der deutschen Demokratie- und der Sozialgeschichte thematisiert, wie die Einführung von Arbeitsschutzrechten oder des Frauenwahlrechts. Hierbei fokussiert sich das Spiel, anders als es der Titel erwarten lässt, auf die Ereignisse selbst und thematisiert nur sporadisch die Persönlichkeit Eberts.

Das Spiel ist dabei – trotz der historischen Inhalte – aktuell wie nie, werden doch darin nicht nur die demokratiegeschichtliche Entwicklung dargestellt, sondern auch Radikalisierungsprozesse und die Interessenspluralität der Gesellschaft aufgegriffen. Das Spiel strebt daher an, die Freiheiten demokratischer Systeme, aber gleichsam auch die Gefahren, denen liberale Demokratien durch Einzelpersonen oder Gruppen ausgesetzt sind, aufzuzeigen.

Diskussionspunkte

Das Spiel stellt zentrale politische Ereignisse während Eberts Werdegangs dar, ohne diese jedoch im Spielverlauf intensiver zu behandeln oder zu kontextualisieren. Jede Karte besitzt je eine Vorder- und eine Rückseite. Die Vorderseite enthält stets eine Problematik der Zeit oder ein Ereignis, mit einem kurzen Text und einem Bild versehen, und liefert bereits erste Hinweise darauf, wie die unterschiedlichen Gruppen auf das „Ausspielen“ der Karte und damit auf die dargestellten Ereignisse reagieren werden. Nach dem Ausspielen der Karte wird diese umgedreht und es werden die Folgen des Ereignisses verkündet. Das Spiel bleibt dadurch recht oberflächlich, wenn es um die Betrachtung des jeweiligen Ereignisses geht. Daher können auch Thematiken, die jüngst im Zentrum gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Debatten standen, wie beispielsweise der Umgang mit der kolonialen Vergangenheit oder auch den Verbindungen zwischen der kaiserlichen Hohenzollernfamilie und der nationalsozialistischen Machtergreifung, nicht intensiver behandelt werden.

Zudem bietet das Spiel keinen tiefergehenden Fokus auf Friedrich Ebert als Person und es gibt auch keinen tiefergehenden Einblick in sein Denken und Wirken. Bis auf Eberts Krankengeschichte und das Zeigen eines Bildes Eberts mit seiner Frau gibt es keine Einblicke in sein (Privat-)Leben. Eberts plötzlicher Tod kann zudem anachronistisch erfolgen. Dadurch sind Spieldurchläufe möglich, in denen Ebert stirbt (1925) bevor die Ereigniskarte für den Hitler-Ludendorff-Putsch (1923) ausgespielt wurde.

Einsatzmöglichkeiten

Das Spiel eignet sich für den Einsatz im Unterricht ab der neunten Klassenstufe. Als Point-and-Click-Spiel ist es auch für Personen geeignet, die nur geringe oder keine Erfahrungswerte mit digitalen Spielen besitzen. Zudem erleichtert das ausführliche Tutorial den Einstieg für Lehrer*innen und Schüler*innen gleichermaßen. Das Spiel kann dabei in allen regulären Browsern und auch auf Tablets gespielt werden. Besondere technische Voraussetzungen sind nicht erforderlich.

Ein weiterer Vorteil für den Einsatz im Unterricht stellt die Unterteilung der Spielinhalte in einzelne Kapitel dar, durch die das Spiel in einzelnen Zeitabschnitten z.B. über mehrere Unterrichtseinheiten verteilt gespielt werden kann. Ein komplettes Durchspielen ist aufgrund des Gesamtumfangs von circa zwei Spielstunden schwerlich in den Schulalltag zu integrieren.

Die grundlegende Problematik des Spiels besteht darin, dass die Schüler*innen während eines Spieldurchlaufs mit zahlreichen Ereignissen konfrontiert werden, deren politische und gesellschaftliche Hintergründe sie sich aus dem Spiel allein oftmals nicht erschließen können. Für den Einsatz des Spiels im Unterricht empfiehlt sich daher ein vorheriges Spielen durch die Lehrkraft. Diese muss zudem ein hohes Maß an Eigenleistung erbringen, vor allem hinsichtlich der Kontextualisierung der Ereignisse. Zu diesem Zweck haben die Entwickler*innen dem Spiel eine äußerst umfangreiche Handreichung beigefügt, welche Lehrer*innen zahlreiche Hintergrundinformationen, Materialien und Arbeitsaufträge bietet.


Weiterführendes Material

  • Mai, Stephan und Alexander Preisinger. Digitale Spiele und historisches Lernen. Frankfurt am Main: Wochenschau Verlag, 2020.
  • Preisinger, Alexander. Digitale Spiele in der historisch-politischen Bildung. Frankfurt am Main: Wochenschau Verlag, 2022.
  • Schwarz, Angela. Geschichte in digitalen Spielen: Populäre Bilder und historisches Lernen. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer, 2023.
  • Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte und Playing History, „Friedrich Ebert – Der Weg zur Demokratie: Handreichung für den Einsatz im Unterricht“, Zugriff am 26.02.2024, https://ebert-gedenkstaette.de/das-spiel/.

Zitierempfehlung

Heckler, Ron. „Friedrich Ebert – Der Weg zur Demokratie“. Datenbank Games und Erinnerungskultur. Stiftung Digitale Spielekultur, 14.03.2024 [URL], zuletzt aufgerufen am: [Datum]

Förderer

Dieser Beitrag wurde im Rahmen des Projekts "Let's Remember! Erinnerungskultur mit Games vor Ort" in der Bildungsagenda NS-Unrecht von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) gefördert.