Spielecover: Battlefield 1

Battlefield 1

Als Militärshooter thematisiert Battlefield 1 aus soldatischer Perspektive den 1. Weltkrieg, macht dabei jedoch auch auch Versehrung und Handlungsohnmacht zum Thema des Spielgeschehens.

Allgemeine Infos

  • Entwickler: Digital Illusions CE (DICE) (Schweden / USA)
  • Publisher: Electronic Arts
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Genre: Shooter
  • Thema: Erster Weltkrieg
  • Zugänglichkeit: Deutsche Sprachversion, Englische Sprachversion
  • Vermittlungspotenzial Gering
  • Zeitaufwand Mittel
  • Komplexität Mittel
Erklärungen zur Bewertung

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Erinnerungskulturelle Einordnung

Autor: Nico Nolden

Dr. Nico Nolden forscht und lehrt in Public History zur Geschichte von und in digitalen Spielen, zu ihrer Rolle für die Erinnerungskultur und ihrem Nutzen für die Bildung.

Der Erste Weltkrieg markiert einen epochalen Umbruch, den der Militär-Shooter vor allem aus Sicht des britischen Empires darstellt. Für Spielende beginnt der Prolog am Kriegsende in den Trümmern der Westfront. Eindringlich konfrontiert das Spiel darin mit dem unablässigen Sterben junger Menschen in diesem ersten industriell geführten Konflikt von zuvor ungeahnten Dimensionen. Danach ermöglicht der Shooter zwei verschiedene Spielweisen, die im Kern das kriegerische Gefecht aus einer Ich-Perspektive um strategische Ziele verbindet. Der Multiplayer-Modus fokussiert teambasierte Konflikte auf Schlachtfeldern mit bis zu 64 Spielenden. Diese Spielerfahrung markieren vor allem Schauplätze, Gerät und Uniformen als historisch. Einzelspieler wählen auf einer Europakarte Missionsreihen aus. In deren Episoden verkörpern die Spielenden fiktive Kämpfer*innen, die unterschiedliche Motive in den Krieg verwickeln. Filmisch inszenieren Zwischensequenzen, wie diese Figuren in späterer Zeit von ihren Erinnerungen erzählen.

Erinnerungskulturelle Bedeutung

Battlefield 1 bewies, dass auch der Erste Weltkrieg in Form eines Militär-Shooters inszenierbar ist. Der episodische Charakter löste sich vom üblichen durcherzählten Einzelspielererlebnis. Besonders innovativ ist die erinnerungskulturelle Perspektive im Einstieg an der Westfront und durch die Missionsreihen.

Battlefield ist eine traditionsreiche Reihe von Militärshootern, die neben Call of Duty und Medal of Honor für einen Massenmarkt produziert wird. Fans modifizierten früher bereits Szenarien hin zum Ersten Weltkrieg. Battlefield 1 inszeniert ihn aber erstmals offiziell. Ihren Schwerpunkt legt die Reihe auf teambasierte Taktikgefechte, in denen kampfentscheidende Rollen wie Sanitäter oder Pioniere zum Zusammenspiel animieren. Erst spät nötigte die Konkurrenz Battlefield einen Modus für Einzelspieler ab. Die Konkurrenten sind actionorientierter und erfordern weniger, Spielweisen abzustimmen. Seit sich Battlefield ihnen spielerisch annähert, verliert der Teamcharakter an Bedeutung. Im Gegenzug entstehen viele neue Titel als Fan-Projekte. Auffällig versuchen sie kriegerischen Konflikten im ersten oder zweiten Weltkrieg größere historische Genauigkeit abzuringen, missverstehen sie aber als Akkuratesse von Waffen, Gerät und Ausrüstung. Dem setzt Battlefield 1 plausibler eine klar historisch rückblickende Perspektive entgegen.

Diskussionspunkte

Lautstark fordern manche Fans historische Genauigkeit, meinen damit eher hohen Detailgrad bei Objekten wie Gerät, Waffen und Uniformen. Battlefield 1 setzt dem Kampagnen entgegen, in denen sich Kombattanten weit nach dem Krieg erinnern. Deshalb geriet der Shooter zu Unrecht in scharfe Kritik, die Kampagne verzerre die Geschichte zu „Lügenmärchen“. Missverstanden wurde, dass sich Übertreibungen eines Piloten oder eines italienischen Veteranen durch die Motive erklären, mit denen sie als Hochstapler bzw. Großvater erzählen, und durch die Personen, denen sie erzählen. Spiele setzen immer pointiert Schwerpunkte in der Darstellung. Bei Battlefield 1 unterscheiden sich die Spielerfahrungen im Multiplayer erheblich von den Kampagnen. Für die Spielbalance inszeniert es im ersten Fall einen ausgewogenen, zügigen Wettstreit in Teams, obwohl die soldatische Realität eher zermürbend und ohnmächtig war. Im letzteren Fall formt Battlefield 1 aber klug historische Eindrücke durch filmische Mittel, weitet und beengt die Handlungsmacht der Spielenden und steuert so Emotionen wie Allmacht oder Ohnmacht. Dem Blickwinkel der subjektiven, soldatischen Erinnerung schadet also nicht, dass Panzer sich schneller als historische Vorbilder bewegen oder Figuren sich in experimentelle Panzerrüstungen kleiden.

Einsatzmöglichkeiten

Battlefield 1 zeigt die Legendenbildung durch historisches Erzählen aus einer späteren Erinnerung. Die subjektorientierte Erzählweise lässt sich mit dem Mehrspielermodus kontrastieren, dessen möglichst penible Darstellung von Dingen ein objektivistisches Geschichtsverständnis reproduziert. Battlefield 1 zeigt Motivationen der Kombattanten aus historischen Kontexten: Den Panzerfahrer fasziniert seine neuartige Kampfmaschine aufgrund eines enormen Fortschrittsglaubens. Dass ihn eine Kugeln abweisende Rüstung geschützt habe, behauptet ein italienischer Veteran, um seine Zuhörerin nicht zu vergraulen.

Im Unterricht bietet der Kontrast wertvolle Beispiele ab Klasse 10. Kriegsbedingt prägen der Gewaltgrad und eine audiovisuelle Bedrohlichkeit das aktive Spielen und begründen die bindende Altersfreigabe USK ab 16. Der schulische Einsatz ist daher mit Jugendlichen und Eltern sorgfältig zu erörtern. Gezielt Videos mitzuschneiden und vorzuspielen, entschärft den Umgang. Sie können aber das spielerische Handeln in variablen Spielverläufen nicht ersetzen. Das Spielen erfordert eine Internetverbindung und leistungsstarke PCs oder die Konsolen PS4 bzw. XBox One. Die Spielerfahrung können persönliche Quellen wie Feldpost ergänzen, Medien wie der Film „Im Westen nichts Neues“ oder andere Spieleformen wie Valiant Hearts (2014) oder das Brettspiel Les Poilus (2017).


Weiterführendes Material

Zitierempfehlung

Nolden, Nico. „Battlefield 1“. Datenbank Games in der Erinnerungskultur. Stiftung Digitale Spielekultur, 24.6.2021. [URL], zuletzt aufgerufen am: [Datum]

Förderer

Dieser Beitrag wurde finanziert durch Fördermittel der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ).