Coming Out Simulator 2014

Inklusion, Geschlecht & Diversität

Das teils autobiographische, teils fiktive Text-Adventure, erzählt die Geschichte vom Coming Out des homosexuellen Videospiele-Entwicklers Nicky Case. Darüber hinaus verdeutlicht das Spiel, dass homosexuelle Charaktere in digitalen Spielen nach wie vor unterrepräsentiert sind. In der Person von Nickys schreiben die Spieler*innen Textnachrichten mit dem ersten Partner und führen frustrierende und auch verletzende Gespräche mit den Eltern. Das Spiel schafft es mit minimalistischen Mitteln ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie schwierig es für junge homosexuelle Menschen nach wie vor sein kann, sich offen auszuleben und wie häufig sie, auch im engsten Familienkreis, auf Intoleranz stoßen. Gleichzeitig aber betont der Entwickler in seinem Spiel wie sehr es sich lohnt, aus den festgefahrenen, heteronormativen Strukturen der Gesellschaft auszubrechen.

Kostenlos nur Englisch

Allgemeine Infos

Pädagogische Einordnung
 

Autor: Patrick Herzog

Zeitaufwand

Komplexität

Problematische Aspekte

Das Spiel thematisiert übergriffige und gewaltvolle Strukturen in der Familie und Gesellschaft. Beim pädagogischen Einsatz sollte eine Trigger-Warnung vorangestellt werden.

Spielinhalt

Das Spiel macht das Coming Out des Autors* Case im familiären Kontext eines Abendessens als Mix aus autobiografischen und fiktiven Dialogen erlebbar. Die Atmosphäre lässt sich als angespannt, ungeschönt und krisenhaft beschreiben.

Spielmechanik

Die Spieler*innen wählen Dialogzeilen aus, mit denen Sie den Verlauf der Geschichte und die möglichen Reaktionen der NPCs beeinflussen können.

Pädagogische Einsatzfelder

Der „Coming Out Simulator 2014“ von Nick Case legt durch die minimalistische Spielmechanik, die darin besteht, Gesprächsanteile zu lesen und auszuwählen, einen klaren Fokus auf den Dialog zwischen emotional stark miteinander verbundenen Familienmitgliedern.

Die Dialoge werden als Chatverlauf von oben nach unten in kurzen Sätzen eingeblendet, was Alltagsbezüge zu Messengerdiensten herstellt. Insgesamt gibt es zwei Erzählebenen und drei Räume, in denen Dialoge stattfinden: Ein Café in der Gegenwart, das Zimmer des Protagonisten, indem ein Dialog mit seinem Partner* stattfindet und das Esszimmer, in dem sich Dialoge zwischen ihm und seinen Eltern abspielen. Das Spiel beschränkt sich auf einige wenige konkret gezeichnete Handlungen.

Lerneffekte dieser konzeptionellen Entscheidungen sind zum einen eine hohe Vermittlung von Empathie für die Situation derjenigen Menschen, die sich mit einem Coming Out in der Familie auseinandersetzen müssen. Deutlich gemacht werden zum anderen gesellschaftliche Strukturen: Machtgefälle, Hierarchien, Sexismen, heteronormative und patriarchale Strukturen, Rollenerwartungen, Genderprojektionen und Transkulturalität, mit denen der Akteur konfrontiert wird.

Das Spiel lässt sich in mehreren Fächern und mit unterschiedlichen Unterrichtsinhalten verbinden. Durch die sprachliche Gestaltung und Narration, die im Aufbau einem Drama ähnelt, kommen Deutsch und Englisch als Unterrichtsfächer in Frage. Bezüglich der im Spiel erkennbaren Themen von Gewalt, Sexismus und sexueller Selbstbestimmung lassen sich Bezüge zu den Menschenrechten und den Querschnittsthemen Inklusion, Diversität und Geschlecht herstellen, z.B. in den Fächern Geschichte und Deutsch. Der Einsatz im Ethik- sowie Sozial- und Gesellschaftskundeunterricht sind wegen der soziologischen und psychologischen Themen denkbar: Gesellschaftlich abwertende und benachteiligende Strukturen, wie z.B. Heteronormativität, patriarchale Strukturen und binäre Genderprojektionen können hier thematisiert werden.

Ein möglicher pädagogischer Zugang: Das Spiel könnte im Plenum oder in Kleingruppen durchgespielt und anschließend reflektiert werden. Als Vertiefung könnten Abwertungsmechanismen, die der Protagonist bewältigen muss, kategorisiert und daran anknüpfend Bewältigungshilfen und Empowerment-Strategien entwickelt werden.

Konkret werden Menschenrechte wie die sexuelle Selbstbestimmung, Recht auf Schutz vor Gewalt und Sozialisation in Familie und die Fragilität heteronormativer Familienkonstrukte abgebildet, ebenso wie die Diskriminierungs- und Abwertungserfahrungen bis hin zur Gewalt, die queere Jugendliche in Familie und besonders in Coming-Out-Prozessen erfahren können.

Das Spiel sollte pädagogisch begleitet und gerahmt werden: Zum einen zum Schutz queerer Schüler*innen in der Schulklasse, damit keine Abwertung, Bagatellisierung oder Diskriminierung durch heteronormative Reproduktionen durch Mitschüler*innen erfolgt. Zum anderen, da das Spiel durch das Thema der familiären Gewalt auch Trigger-Momente beinhalten kann, die Anschlussmöglichkeiten z.B. zur Schulsozialarbeit bieten.

ÜBER DEN AUTOR:

Patrick Herzog arbeitet im Rahmen der genderreflexiven Jungen*- und Männer*arbeit im Themenfeld sexueller Bildung und Prävention von sexueller Gewalt in Stuttgart. Aktuell arbeitet er an seiner Masterthesis im berufsbegleitenden Studium der Spiel- und Medienpädagogik an der EAH – Jena.

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