Forschung

Hintergrundbericht zum Serious Game „Way of Life“ 

© Gesamtverband d. Deutschen Versicherungswirtschaft 2014

„Way of Life“  ist aktuell nicht mehr online verfügbar. Zu Dokumentationszwecken folgt der ursprüngliche Beitrag aus dem Jahr 2014.

Serious Games können mittlerweile beim Vermitteln verschiedenster Themen helfen, sei es Rechnen, Schreiben, Operieren, Fliegen, Physik, Geschichte und Architektur, um nur einige wenige zu nennen.

Das Potsdamer Entwicklerteam der ‚morgen studios‘ – unter anderem Partner des japanischen Entertainmentgiganten Nintendo –  hat mehr als zehn Jahre Erfahrung in Design und Umsetzung von Lern- und Unterhaltungsspielen. In seinem neuen Projekt: „Way of Life“, welches auf Initiative und im Auftrag des GDV- Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. entwickelt wird, hat es sich des Themas ‚Lebensweg‘ angenommen. Die Spieler*innen begeben sich auf die Reise durch fünf Lebensabschnitte: ‚Kindheit und Jugend‘, ‚Berufliche Orientierung‘, ‚Ausbildung und Eintritt in den Beruf‘, ‚Familiengründung und Karriere‘ und ‚Situation der Älteren‘. Da sich das Spiel vom Design her klar an Jugendliche wendet, ist insbesondere der letzte Abschnitt positiv überraschend, da er in Spielen für diese Altersgruppe sonst eher vernachlässigt wird. Hierin werden auch Fragen über das Ende des Lebens inklusive testamentarischer Bestimmungen, Trauer beim Verlust des Partners oder der Partnerin bis hin zur Patientenverfügung thematisiert.

Aus der mittleren Startposition heraus ist es nun Aufgabe der Spieler*innen, bis zu einem der sechs “Torfelder” pro Level zu gelangen. Dazu zieht man von Themenkomplex zu Themenkomplex und kann sich je nach Tagesform aussuchen, ob man lieber jene betrachten möchte, bei denen man vermutet, erfolgreich zu sein, ohne ins Schwitzen zu kommen, oder die Herausforderung sucht. Großartigerweise hebelt das Spiel dergleichen Selbsteinschätzungen häufig aus, denn innerhalb der unterschiedlichen Themenkomplexe werden die Fragen per Zufall auf die verschiedensten Weisen gestellt, z.B. als Multiple-Choice-Fragen, Anagram-Antworten, Ja-Nein- oder Schätzfragen. So entpuppt sich der sichere Sieg schnell als Rätselspaß und befürchtete Wissenslücken erweisen sich als gar nicht so groß. Dadurch macht es zum einen Spaß, sich quer über das Feld zu rätseln, ohne primär den nächsten Levelaufstieg im Auge zu haben, zum anderen baut die abwechslungsreiche Art der Fragestellungen schnell Hemmungen ab, sich mit Themen zu beschäftigen, die einen zunächst nicht interessieren oder die man nicht mag. Die Herausforderung, sich ihnen zu stellen, macht Spaß und motiviert.

Doch damit nicht genug. Wenn man nun nur das Erreichen des nächsten Torfeldes im Blick hat und versucht, es auf dem kürzesten Weg zu erreichen, wird man vor verschlossenen Türen stehen. In einer weiteren Gameplayebene hat das Entwicklerteam, zu dem auch renommierte Bildungsexperten gehören, nämlich Rollenspiel-artige Elemente eingebaut, die jugendlichen Spieler*innen aus Unterhaltungsspielen vertraut sind. Für richtiges, manchmal auch schnelles Lösen der gestellten Aufgaben gibt es Erfahrungspunkte. Zudem wollen Schlüsselfelder des Levels gelöst werden. Das mag sich kompliziert anhören, erschließt sich aber auf dem Spielfeld sehr schnell. Auch kann man die aus Quiz-Shows bekannten Joker  ergattern und bei Bedarf einsetzen. Auf den Torfeldern gilt es, die Wegprüfung zum nächsten Lebensabschnitt zu absolvieren.

Die Prüfung an sich enthält bis zu neun Fragenkomplexe. Dabei ist stets eine sogenannte Gewissensfrage, die nicht mit richtig oder falsch zu beantworten ist. Hierfür erhalten die Spieler*innen keine Punkte oder Punktabzüge, sondern es wird vermittelt, dass es Probleme gibt, deren Komplexität keine einfachen Antworten ermöglichen. Dass es diese Gewissensfragen gibt, ist angenehm überraschend, denn damit wird die lockere Quizshow-Atmosphäre zu Gunsten des eigentlichen Themas gebrochen und die vermittelten Denkanstöße hervorgehoben.

Da sich das Spiel, wie schon erwähnt, noch in der Betaphase befindet, sind noch geringe Anpassungen zu erwarten, die das endgültige Erscheinungsbild aber nur geringfügig verändern dürften. Schade ist, dass im noch nicht finalen Artwork alle Personen offenbar weiß und heterosexuell sind. Ein wenig mehr Diversität kann man im Jahr 2014 hoffentlich wagen. Der Wiederspielwert könnte sicher durch die Einbindung in social media und die Implementierung eines kleinen Belohnungssystems erhöht werden.

Insgesamt ist ‚morgen studios‘ aber ein spannendes Projekt zu einem anspruchsvollen Thema gelungen, dessen Umsetzung beim Spielen die Liebe zum Detail offenbart.