Mit GeoGuessr – Spielerisch die Welt erkunden

Autor*in
Stephan Schölzel

GeoGuessr ist ein Browser Spiel, das die von Google Street View zur Verfügung gestellten Daten kreativ einsetzt.

Der/die Spielende wird vom Spiel willkürlich auf irgendeiner Straße in der Welt abgesetzt. Einzige Voraussetzung ist, dass eines von Googles Fahrzeugen die Straße bereits erfasst hat.
Anschließend muss man auf der kleinen rechts angezeigten Weltkarte schätzen (eng. guessing), wo man auf der Welt ist. Je nachdem, wie nah die Schätzung am tatsächlichen Ort ist, bekommt man Punkte. Nach 5 Runden erhält man dann eine Übersicht über den Verlauf und die erreichte Gesamtpunktzahl.

Das Spiel erfordert wenig pädagogische Vorbereitung und selbst mit langsamer Internetanbindung funktioniert GeoGuessr noch gut. Im schlimmsten Fall dauert das Laden des Bildes ein paar Sekunden länger als erwartet. Empfehlenswert ist, es Regeln festzulegen, an die sich alle Mitspielenden halten sollen.

Gute Erfahrungen habe ich gemacht mit folgenden Regeln:

  • Nicht weiterklicken;
    Das heißt man darf sich nicht bewegen und nur den Ort nutzen, an dem das Spiel einen absetzt
  • Nicht zoomen;
    Man darf nichts im Bild vergrößern, um z. B. ein Schild besser lesen zu können
  • Zeitlimit von 2 Minuten pro Runde,
    danach wird auf den Nordpol geklickt, diesen sollte man vorab bereits gefunden haben 😉

Der erste Platz ist im Normalfall gleichbedeutend mit den meisten Punkten, man kann auch andere Gewinnbedingungen festsetzen. So könnte man mit einer Stoppuhr spielen: Wer macht in der kürzesten Zeit die meisten Punkte? Also ‚Punkte pro Sekunde‘. Eine andere spannende optionale Regel ist es, dem Spieler 5 Klicks, also 5 Bewegungen, zur Verfügung zu stellen. Diese können selbstständig über den Verlauf der 5 Runden verwendet werden.

Weitere optionale Regeln könnten für das Spielen mit Teams und älteren Mitgliedern folgende sein:

  • Das Zeitlimit für alle 5 Runden liegt bei 15 Minuten, Überziehen bedeutet Disqualifikation.
  • Das Bild darf nur einmal bewegt werden, wenn man aufhört, es zu bewegen, darf es nicht erneut bewegt werden.
  • Internetsuche, Wikipedia und jede Ressource, die einem das Netz bietet, sind erlaubt, sogar Google Street View.

Pädagogische Potenziale
Zwar kennen die meisten Menschen Google Street View, nutzen es aber eher selten und bei Weitem nicht das ihm innewohnende Potenzial. Oft sind Teilnehmende überrascht, dass Google nicht nur Großstädte und die Industrienationen dokumentiert hat. Große Teile der Welt – quer über den Planeten – lassen sich über Street View begehen.

Die Wiedererkennung von Orten anhand der geografischer Besonderheiten, wie Flora und Fauna, Symbolen, Architektur und all den Spuren, die Menschen in der Landschaft hinterlassen, ist etwas, das durch GeoGuessr spielerisch erlernt werden kann. So kann bereits die Form und Farbe eine Straße und ihrer Markierungen ein eindeutiger Hinweis sein, wo man sich in der Welt befindet.

Man wird zwar oft in menschenleere Landschaften geworfen, fernab von jeder Zivilisation. Jedoch existieren dort Straßen, die von menschlicher Anwesenheit zeugen. Dass die Welt groß ist und die vielen Menschen viel Platz haben, ist eine der ersten Lektionen, die man lernt, wenn man GeoGuessr ein paar Mal gespielt hat. Auch das Verständnis von Distanzen wird durch das Spiel in einen neuen Kontext gesetzt. Die Strecke Frankfurt Berlin sind etwa 550 km mit dem Auto und für die meisten ist das eine ordentliche Distanz. 550 km in GeoGuessr? Volltreffer! Wirklich daneben liegt man erst bei 15.000 und mehr Kilometern.

Eine weitere Lernmöglichkeit des Spiels ist die Erkenntnis, dass die Welt an vielen verschiedenen Orten erstaunlich gleich aussieht. Der Großteil der Gegenden auf dem selben Breitengrad sehen sich ziemlich ähnlich. Und wer sich in einer trockenen, steinigen Umgebung wiederfindet, der kann in Mexiko, Texas, Südafrika, Australien, Russland, Spanien oder sonst irgendwo gelandet sein.

Spannend kann es auch sein, das Spiel mit Teilnehmenden unterschiedlicher kultureller Hintergründe zu spielen. Man selbst kann nur die klaren Hinweise und Zeichen deuten, die man erkennt. Ein Beispiel wären die ostdeutschen Ampelmännchen. Wenn man diese kennt und realisiert hat, dass es diese nur in Deutschland gibt, hat man hierdurch einen sehr offensichtlichen Hinweis auf den möglichen Aufenthaltsort.
Je nach individueller kultureller Zusatzqualifikation haben daher alle Mitspielenden verschiedene Potenziale.

Ein schöner Einstiegspunkt in große Fragen bietet sich über das Land China, und seine sehr dünne Präsenz in Street View, und die, vor allem politischen Gründe, die dazu führen.

Weitere Informationen zum Spiel

Erfunden wurde GeoGuessr 2013 von Schwedischen IT Berater Anton Wallén. Die Seite war von Anfang an ein großer Erfolg und wurde und wird gerne im Freizeit- und Bildungssektor eingesetzt. GeoGuessr hat heute mehr Funktionen und Features bekommen, wie zum Beispiel andere Karten als ‚die ganze Welt‘. Einige Features kann man nur nutzen, wenn man sich einen Account auf der Seite macht. Die Grundfunktionen stehen aber auch ohne Account zur Verfügung.
Ein nennenswertes Feature sind die ‚Timed Challange‘ Funktionen der Website, dafür braucht man dann aber auf jeden Fall einen Account. Wer selbst Karten anlegen möchte, braucht allerdings einen Premium Account der, nach Ablauf einer Probezeit, 2,99 $ monatlich kostet. Ich möchte hier aber betonen, dass dieses Feature nicht notwendig ist, um die Website erfolgreich nutzen zu können. Wer das Feature nutzen möchte, kann dies aber ohne schlechtes Gewissen machen.


Zielgruppe
Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Senior*innen, Eltern, Lehrer*innen, Pädagog*innen, Studierende, Hochschullehrende, Multiplikator*innen

Praxisfelder
Kindertagesstätte, Schule, Offener Ganztag, OKJA, Freizeit, Familie, Studium, Aus- und Weiterbildung

Pädagogische Besonderheiten
Intergenerativ, Inklusiv, Interkulturell

Technische Hilfsmittel
Computer, Smartphone, Tablet, Internetzugang

Public Domain

Der/die Autor*in hat diese Methode als freies Gut (sog. Public Domain) zur Verfügung gestellt. Das bedeutet, dass Sie die Methode ohne Einschränkungen nutzen dürfen.

Die Lizenzbedingungen, unter denen diese Methode und zugehörige Materialien genutzt werden dürfen, stehen online zur Einsicht bereit.

Hier geht es zu den Lizenz-Informationen.

Stephan Schölzel

Eigentlich wollte Stephan Schölzel Informatiker oder Grafiker werden, nach dem Zivildienst fand er sich allerdings im Studium der Sozialen Arbeit wieder. Dann lernte er das Feld der Medienpädagogik kennen und lernte, welche Potentiale in digitalen Spielen stecken können. Auch lernte er, dass es in diesem jungen Arbeitsfeld, das vor allem von “Risikoabwehr” dominiert wird, viele Chancen und viel zu machen gibt. Mit diesem Ziel im Kopf fand er seinen Weg zum “infocafe” der Stadt Neu-Isenburg. Eine der wenigen festen medienpädagogischen Einrichtungen mit einem Fokus in der Kinder- und Jugendarbeit. Seit 2010 arbeitet er dort sehr erfolgreich und befindet sich inzwischen in der Weiterbildung zum Master im Feld der Game Studies.

Kontakt: info@stschoelzel.de

Webseite: http://stschoelzel.de